27./28.2. – Tagung: Geschichte – Recht – Politik. In memoriam Helmut Ridder (1919-2007)

Freie Universität Berlin in Verbindung mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland e.V., der Deutsch-Polnischen Akademischen Gesellschaft e.V. und der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft.
Schirmherrschaft: Hans Koschnick, Bürgermeister a.D. der Freien Hansestadt Bremen

Die im Seminarzentrum der Freien Universität Berlin stattfindende Tagung widmet sich Helmut Ridder, einem deutschen Verfassungsjuristen und linksliberalen Bürgerrechtler, der zu vielen verfassungsrechtlichen Streitfragen seiner Zeit Stellung nahm und dabei die demokratischen Grundrechte wiederholt gegen eine Bedrohung durch autoritäre Herrschaftsansprüche verteidigte. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen im Grenzbereich von Verfassungsrecht und politischer Wissenschaft. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrung des Zweiten Weltkriegs verstand Ridder die Gründung der Bundesrepublik Deutschland als Möglichkeit eines Neuanfangs und betrachtete die Westbindung als eine Voraussetzung hierzu. Im Jahr 1947 promovierte er an der Universität Münster mit einer Dissertation zu „Wesen und Friedensaufgabe des Waffenstillstandes“. Nach seiner Habilitation Anfang der 1950er Jahre arbeitete er als Professor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Er erstritt vor dem Bundesverfassungsgericht die Streichung des „väterlichen Stichentscheids“ (§ 1628) aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch, der dem Vater in Erziehungsfragen die allerletzte Entscheidung zusprach. Von 1959 an lehrte Ridder als Professor an der Universität Bonn und wurde 1965 an die Justus-Liebig-Universität Giessen berufen, wo er bis 1988 als Professor für Öffentliches Recht und die Wissenschaft von der Politik arbeitete. Hier wirkte er mit an der Entwicklung des „Giessener Modells“ in der Juristenausbildung, das Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften und Politikwissenschaft verzahnte. In den 1960er Jahren trat Helmut Ridder für die Aufhebung des KPD-Verbots ein, da die Legalität der KPD seiner Auffassung nach verfassungsrechtlich zu erstreiten sei. Als die Mitglieder der stattdessen gegründeten DKP anschließend von der Bundesregierung mit Berufsverboten belegt wurden, bezeichnete er dies als „Außerkraftsetzung von demokratischen Grundrechten“. Ende der 1970er Jahre stand Ridder an der Spitze der Bewegung gegen den NATO-Doppelbeschluss und initiierte den Kongress „Der Atomtod bedroht uns alle“, bei dem der „Krefelder Appell“ gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen verabschiedet wurde. Obwohl Helmut Ridder vor allem in der bundesdeutschen Linken Anerkennung fand, war er selbst kein Marxist, sondern verstand sich als „münsterländischer Katholik“. Er war Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift „Neue politische Literatur“ und mehr als drei Jahrzehnte Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik“. In seinem Einsatz für den Erhalt und die Weiterentwicklung einer friedensorientierten Bundesrepublik verstand er schon früh eine Versöhnung mit Polen als unerlässlich. Seine Bemühungen um die Verständigung zwischen Deutschen und Polen wurden 1983 von der Universität Lodz durch die Verleihung eines Ehrendoktortitels gewürdigt.

Freitag, 27. Februar 2009

10.00: Eröffnung der Tagung, Grußworte

10.30: Prof. Dr. Christoph Koch (Freie Universität Berlin):
„Politik ist die Praxis der Wissenschaft des Notwendigen“. Helmut Ridder (1919-2007)

11.15: Prof. Dr. Ingeborg Maus (Universität Frankfurt am Main):
Aktuelle Paradoxierungen von Recht und Souveränität. Eine demokratietheoretische Perspektive

12.00: Prof. Dr. Christoph Müller (Freie Universität Berlin):
Erst einmal die bürgerliche Revolution zuende bringen!

12.45: Mittagspause

14.00: Prof. Dr. Lothar Albertin (Universität Bielefeld):
Die Selbstpreisgabe der Weimarer Republik in der politischen Mitte

14.45: Prof. Dr. Wolfgang Wippermann (Freie Universität Berlin):
Abendroth und Ridder – zwei Streiter gegen die Notstandsgesetze

15.30: Kaffeepause

16.15: Prof. Dr. Frank Deppe (Universität Marburg):
Helmut Ridder und Wolfgang Abendroth in der Auseinandersetzung um die Politik der Berufsverbote in den siebzieger Jahren

16.45: Dr. Otmar Jung (Freie Universität Berlin):
Das Bundesverfassungsgericht und die direkte Demokratie

Samstag, 28. Februar 2009

9.00: Prof. Dr. Otto Ernst Kempen (Universität Frankfurt):
Perspektiven des Sozialstaats. Ein verfassungstheoretisches Konfliktfeld

10.00: Gerhart R. Baum (Innenminster a.D., Köln):
Die Bundesrepublik im Spannungsfeld von Sicherheit und Freiheit

10.45: Dr. Dieter Deisenroth (Bundesverwaltungsgericht Leipzig):
Zum Friedensangebot des Grundgesetzes

11.30: Kaffeepause

12.00: Prof. Dr. Ulrich K. Preuss (Freie Universität Berlin):
Helmut Ridder als völkerrechtlicher Autor

12.45: Mittagspause

14.00: Prof. Dr. Gerhard Stuby (Universität Bremen):
Zum Mythos der „Wiedervereinigung“

14.45: Prof. Dr. Jan Barcz (Kolegium Prawa WSPiZ im. L. Kozminskiego Warszawa):
Die Vereinigung Deutschlands und die polnisch-deutsche Grenze

15.30: Kaffeepause

16.00: Prof. Dr. Samuel Salzborn (Universität Gießen):
Von der rechtlichen (Re-)Konstruktion einer Minderheit zu ihrer politischen Instrumentalisierung

16.45: Prof. Dr. Norman Paech (Universität Hamburg):
Deutsche Außenpolitik und Völkerrecht

17.30: Tagungsende

Freitag, 27.2. – Samstag, 28.2.2008
Seminarzentrum der Freien Universität Berlin
Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin, Raum L 115

Teilnahmebeitrag: 15 EUR (ermäßigt/Studenten: 7 EUR) – zu zahlen an der Tageskasse
Anmeldung per E-mail über: konferenzbuero@polen-news.de
Anmeldung per Fax (an Manfred Feustel): 02858-7945

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