Propaganda und Widerstand

In Hagemeyer K. (Hrsg.): Jüdisches Leben in Dresden

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Vernichtung: Lublin 1941
In: Kerstin Hagemeyer (Hrsg.), Jüdisches Leben in Dresden. Ausstellung anlässlich der Weihe der neuen Synagoge Dresden am 9 November 2001. Dresden 2002 (Schriftenreihe der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bd. 7). S. 263-266.

Hermann Lemme (1903-1989)
Krakauer Tor Lublin, 17.03.1941
SLUB/DF: 2594
http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/80084950, (06.07.2020).


Hermann Lemme (1903-1989)
Judenkind Krasnik, 20.07.1941
SLUB/DF: 2881

Vernichtung: Lublin 1941

Hermann Lemme (1903 – 1989) aus Dresden machte während des Zweiten Weltkriegs Fotografien von der polnischen Stadt Lublin. Der heimatkundlich und touristisch sehr aktive Lehrer verwendete seit 1939 für seine Aufnahmen farbigen Diafilm im Kleinbild-Format. Ab 1939 bereiste er die deutsch besetzte Tschechoslowakei und 1941 das besetzte Polen.

Lublin war im September 1939 mehrfach von der deutschen Luftwaffe bombardiert worden. Diese Zerstörungen hielt Lemme im Bild fest. Bevorzugt nahm er die promimenten Gebäude im Stadtzentrum (Krakauer Tor, Rathaus, Kathedrale, Trynadiner Tor) sowie “lokale Besonderheiten” (Verkehrsmittel, Marktszenen) auf. In der Altstadt Lublins fotografierte er am 15.4.1941 auch das “Judenviertel”. Lemme ging offenbar nicht weiter diesen nordöstlichen Teil der Altstadt (Podzamcze) hinein.

Die Juden sind nur an den weißen Armbinden zu erkennen, die sie ab dem 1.12.1939 im sog. Generalgouvernement tragen mußten. Die deutsche Besatzungsmacht hatte im November 1939 alle jüdischen Anwohner der zentralen Prachtstraße Lublins ausgesiedelt und in den Stadtteil Podzamcze vertrieben, wo sich auch jüdische Flüchtlinge aus anderen Teilen Polens sammelten. Lemmes Aufnahme entstand, kurz nachdem Podzamcze offiziell zum Ghetto erklärt worden war. Hier lebten über 30.000 Juden. Seit März 1941 wurden sie deportiert – zunächst in Ortschaften der Umgebung, und ab 1942 dann in die Vernichtungslager Belzec und Majdanek. Zwei weitere Aufnahmen Lemmes zeigen ein Mädchen und ein Gebäude eines ländlichen Ghettos bzw. Zwangsarbeitslagers in dem südwestlich von Lublin gelegenen Ort Krasnik. Über ein Jahr später begannen sich in den Wäldern bei Krasnik jüdische und polnische Partisanen im Kampf gegen die deutsche Besatzungsmacht zu sammeln.

Lemmes Aufnahmen geben – wie viele andere Fotografien von deutschen “Liebhaberphotographen” – keinen direkten Hinweis auf die Verbrechen, die die deutsche Besatzungsmacht an den Juden und den Polen verübte – und auch keinen auf ihren Widerstand.

Miriam Yegane Arani, Berlin

Quelle: https://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=65462790

Auch: https://web.archive.org/web/20030823032825/http://www.tu-dresden.de/slub/dir1/ausstellung/2001/synagoge.html#Vernichtung:%20Lublin%201941

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